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Smartphones

Das Smartphone ist zweifellos ein ganz wunderbares Gerät. Als Mini-Computer passt es in jede Hosen- oder Handtasche. Und wir führen es ständig und überall mit uns herum. Bei der Arbeit, beim Einkaufen oder sogar beim Joggen.

Kleines Mädchen sitzt in seinem Zimmer auf dem Boden und schaut in sein Handy

Mit seinen ungeheuer praktischen Funktionen hat es sich längst im Alltag und Berufsleben unverzichtbar gemacht: Das Smartphone ist Kommunikationszentrale, der Zugang zum Internet, es ist Kaufhaus, Kalender, Kamera und Medienzentrale für Musik, Filme und noch vieles mehr. Kein Zweifel, es hat vieles in unserem Leben einfacher gemacht. Die Erziehung aber nicht unbedingt.

Bin ich ein gutes Vorbild?

Viele Eltern regen sich oft fürchterlich darüber auf, dass ihre Kinder kaum von ihren Mobilgeräten loskommen. Aber es gibt mindestens genauso viele Kinder, die sich darüber ärgern, dass ihre Eltern ständig am Smartphone hängen, wenn sie ihnen etwas erzählen oder sie etwas fragen wollen. Die Botschaft ist somit für Kinder recht unmissverständlich: Das Smartphone scheint wichtig zu sein, wichtiger als ich.

Junger Vater schaut auf sein Handy, das Kind sitzt im Hochstuhl

Hand aufs Herz: Wir Erwachsenen geben beim Thema Smartphone kein sonderlich gutes Vorbild ab. Und Kinder beobachten uns Eltern ganz genau dahingehend, welche Rolle das Mobilgerät in unserem Leben spielt. Sie sehen, dass wir es ständig benutzen: beim Essen, beim Spaziergang, beim Einkauf, wenn wir ihnen bei den Hausaufgaben helfen und sogar morgens und abends im Bett.

Aber nicht nur Eltern, sondern selbst Fremde erziehen den Nachwuchs mit: In Bussen und Straßenbahnen sind schließlich auch die meisten Passagiere eifrig mit ihrem Smartphone beschäftigt. In der Öffentlichkeit wird oft lauthals telefoniert und an der Kasse mit Smartphone bezahlt. Selbst Lehrer und Lehrerinnen wischen ungeniert auf ihrem Gerät herum, während ihre Klasse gerade eine Arbeit schreibt.

Kurz: Wir alle haben noch nicht die richtige Balance gefunden. Wir können es aber lernen.
 

Warum Erwachsene nicht die Finger vom Smartphone lassen können

Weil es wirklich schwer ist. Bei Schokolade und Kuchen können wir vielleicht widerstehen. Aber das Smartphone macht ständig auf sich aufmerksam. Es klingelt, es bimmelt, es vibriert, es leuchtet auf. Vor allem aber lenkt es ständig ab und unterbricht all unseren Tätigkeiten. Warum aber wollen wir immer schnell bereitwillig reagieren, sobald eine WhatsApp-Nachricht eintrifft? Hirnforscher haben festgestellt, dass die Signaltöne das menschliche Aufmerksamkeitssystem ansprechen: Was könnte hinter dieser neuen Nachricht stecken? Weil sich das Gehirn zusätzlich daran gewöhnt, dass jedes Mal etwas Neues auf dem Gerät geschieht, findet gleichzeitig eine Konditionierung statt, die das Belohnungssystem anspricht. Unter Umständen kann dies auch zu suchtähnlichen Züge führen. 

Bei Kindern und Jugendlichen ist das nicht anders. Mit dem erheblichen Unterschied, dass sie – im Gegensatz zu den Erwachsenen – noch mitten in ihrer Entwicklung stecken.

Wieso schwappt das Berufsleben ins Private?

Zugegeben, das Smartphone erleichtert das Berufsleben. Dafür belastet es aber das Privatleben. Selbstverständlich ist es ein enormer Fortschritt, von überall aus arbeiten zu können und so manchem Ansprechpartner telefonisch und schriftlich zur Seite zu stehen. Im Beruf mag die ständige Erreichbarkeit ein Vorteil sein, aber sie schwappt eben auch ins Privatleben. Da wird noch mal schnell eine Mail um 22 Uhr auf dem Sofa beantwortet. Natürlich ist es wichtig, auf die Nachfrage eines Kunden professionell zu reagieren. Aber der Feierabend und das Wochenende sind ebenfalls wichtig.
 

Warum es in der Medienerziehung auf unsere Haltung ankommt

In der Medienerziehung gibt es zwei Haltungen. Auf der einen Seite, wie wir selbst mit Smartphone und Co. umgehen, und auf der anderen, wie wir diese Geräte Kindern überlassen, die kein eigenes Gerät haben. Wenn sie sich also mal ein Tablet für eine halbe Stunde leihen, geht das in Ordnung. Aber es ist nicht okay, wenn wir ihnen diese Geräte überlassen, nur damit sie ruhiggestellt sind. Oft bekommen gerade junge Kinder im Restaurant ein Smartphone oder Tablet in die Hand gedrückt. Dabei lernen sie vor allem drei Dinge: dass sie ein Problem sind, dass sie die Erwachsenen stören und dass ein digitales Gerät als Schnuller eine probate Lösung sein kann. Keine gute Idee.

Mutter zeigt ihrer Tochter etwas auf dem Handy

Diese Taktik, Kinder mit Geräten ruhig zu stellen, wird sich rächen, weil Kinder dann bei aufkommender Langeweile stets nach dem Smartphone oder Tablet verlangen. 

Um beim Restaurantbeispiel zu bleiben: Kinder müssen auch mal Langeweile aushalten und wir Eltern wiederum sollten uns vorher überlegen, ob und warum wir unsere Kinder mit zum Essen nehmen. Denn dann müssen wir uns auch mit ihnen beschäftigen.
 

Warum haben Kinder ein Smartphone?

Auf diese Frage gibt es viele Antworten: Weil sie ein Smartphone wollen, weil alle eins haben oder weil sie damit stundenlang spielen wollen. Nur würde dann die Frage lauten: „Warum wollen Kinder ein Smartphone?“ Kinder haben jedoch ein eigenes Smartphone, weil wir es ihnen kaufen.
In den meisten Fällen nutzen Kinder sogar die alten Smartphones der Eltern auf, weil sich der Vater oder die Mutter ein neues Gerät zugelegt hat. Sind die Kinder alt genug, geht das vollkommen in Ordnung. Nur rutschen sie so in den Gerätebesitz unvorbereitet hinein. Und selten machen Kinder vorher einen Medienführerschein, um die Chancen und Gefahren kennenzulernen. Und oft wird auch verpasst, feste Regeln auf zustellen oder einen Mediennutzungsvertrag abzuschließen.
 

Das richtige Alter: Smartphone

  • Warum will mein Kind ein Smartphone?

    Zunächst mal ist es Ihre Entscheidung, ob Ihr Kind ein eigenes Smartphone, ein Handy oder auch gar kein Mobiltelefon erhalten soll. Dennoch schadet es nicht, wenn Sie zuvor Ihr Kind fragen, warum es eigentlich ein eigenes Smartphone möchte. Es muss sich dann Gedanken machen, die Sie im besten Falle von der Notwendigkeit der Anschaffung überzeugen sollten. Erhalten Sie aber nur Gemeinplätze als Antwort, müssen Sie selbst bewerten, wie notwendig das eigene Smartphone wirklich ist.

  • Ab welchem Alter sollten Kinder ein eigenes Smartphone erhalten?

    Kinder bekommen immer früher ein Smartphone. Bereits in der 2. und 3. Klasse ist es oft schon sehr verbreitet. Das ist eigentlich deutlich zu früh, denn Smartphones sind das Tor zum Internet. Gerade junge Kinder können so an Inhalte gelangen, die sie verstören. Oder sie geraten mit Fremden in Kontakt, die nichts Gutes mit ihnen im Sinn haben. Da waren wir zu Zeiten des Familien-PCs schon mal vorsichtiger.

    Viele Expert*innen sind sich einig, dass der Übertritt zur weiterführenden Schule der richtige Zeitpunkt wäre. Also mit etwa zehn Jahren. Nur sollte das eher von der Reife des Kindes als von einem Expertentipp abhängig gemacht werden. Sie kennen Ihr Kind am besten.
     

  • Was ist, wenn ich mein Kind im Grundschulalter erreichen will?

    Da gibt es eine einfache und günstigere Lösung: Im Grundschulalter kann das Kind ein ganz normales Tastenhandy benutzen. Für den Wunsch nach Erreichbarkeit ist das durchaus ausreichend. Am Nachmittag kann das Kind dann mit dem Tablet der Eltern spielen, was sich übrigens auch deutlich besser kontrollieren lässt.

  • Was ist mit smarten Kinderuhren als Handyalternative?

    Manche Eltern haben ein echtes Problem damit, ihrem Kind ein eigenes Mobiltelefon zu überlassen. Als Alternative kann eine GPS-Uhr für Kinder durchaus nützlich sein. Eltern können damit ihre Kinder erreichen und umgekehrt. Das klingt erst mal gut. Aber mit diesen Uhren kann nicht nur die Uhrzeit angezeigt, sondern auch der jeweilige Standort des Kindes lokalisiert werden. Bei manchen Uhren ist es sogar möglich, das Kind heimlich abzuhören. Zusammengenommen hat das nichts mehr mit nützlicher Erreichbarkeit zu tun, sondern dann doch eher mit Überwachung.

  • Was ist, wenn ich meinem Kind kein Smartphone geben möchte?

    Wenn Eltern eine klare Haltung haben, die Smartphones in Kinderhänden ablehnt, dann können sie das sicher auch gut begründen. Es wird zwar vermutlich dem Kind nicht gefallen, aber die Argumente machen immerhin deutlich, dass der Nichterwerb plausiblen Überlegungen und Überzeugungen folgt. Da müssen Eltern sich weder gegenüber den Smartphone-Befürwortern erklären, noch einem etwaigen Gruppenzwang aus der Schule nachgeben.

Darf ich das Smartphone meines Kindes heimlich kontrollieren?

Nein. Die Betonung liegt auf dem Wörtchen „heimlich“. Wenn gemeinsam vereinbart wurde, dass hin und wieder abends zusammen auf das Smartphone gesehen wird, spricht nichts dagegen. Aber hinter dem Rücken der Kinder ist es ähnlich verwerflich wie das Tagebuch der Kinder heimlich zu lesen.

Zwei Hände zerren an einem Handy
 

Warum wollen wir das Smartphone des Kindes kontrollieren?


Warum aber möchten Eltern überhaupt wissen, was auf dem Smartphone des Kindes so los ist? Sicherlich spielt der Schutzgedanke eine wesentliche Rolle, der aber sehr schnell zu einem handfesten Kontrollverhalten auswachsen kann. Nur wann fühlt sich Kontrolle für ein Kind wirklich gut und richtig an? Selbst Erwachsene fühlen sich mit Kontrollen sehr unwohl. Kontrolle signalisiert immer mangelndes Vertrauen. 

Auch Neugierde mag als wichtiges Motiv durchgehen. Denn Mütter und Väter haben schnell das Gefühl, von den alltäglichen Erlebnissen ihrer Kinder außerhalb des Elternhauses ausgeschlossen zu sein. Wer also heimlich das Smartphone seines Kindes kontrolliert, begeht vor allem einen Vertrauensbruch. Gegenüber seinem Kind und dessen Freund*innen. Die würden unseren Kindern bestimmt nichts über das Smartphone anvertrauen, wenn sie wüssten, dass wir mitlesen.
 


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Kindgerecht erklärt

Viele Eltern ärgern sich, weil ihre Kinder zu viel Zeit am Smartphone verbringen. Aber es gibt mindestens genauso viele Kinder, die sich darüber ärgern, dass ihre Eltern ebenso wenig von ihrem Gerät loskommen. Es ist eben ein Gesellschaftsproblem, das uns alle betrifft.
Die meisten Smartphonenutzer*innen haben noch nicht den richtigen Umgang damit gefunden. Kein Wunder, denn das Smartphone kann so viel:  das Wetter anzeigen, Busverbindungen heraussuchen, sich einen Einkaufszettel diktieren lassen, witzige Videos im Internet zeigen oder manchmal eben auch telefonieren. Es ist gut, wenn es bestimmte Nutzungszeiten und Regeln gibt. Denn sonst finden wir kein Ende. Das gilt für Kinder und Erwachsene.