Die Welt der Videospiele ist toll, sehr unterhaltsam und macht großen Spaß. Dennoch gibt es auch hier berechtigte Kritik. Diese negativen Seiten müssen Eltern kennen. Mit Kindern und Jugendlichen darüber zu sprechen ist zwar notwendig, aber schwierig. Wenn ohnehin jedes Mal beim Thema Gaming der Haussegen schiefhängt oder ein Gameverbot droht, ist das keine gute Basis für ein offenes Gespräch.
In vielen Spieleapps bekommen Kinder oft Nachrichten geschickt, die Alarm schlagen. Ihr Dorf zum Beispiel würde gerade angegriffen. Das erhöht den Druck, ins Spiel zurückzukehren, um am Ende – so die dahintersteckende Absicht – doch noch Geld auszugeben. Es ist besser, diese Mitteilungen zu deaktivieren. Das löst aber bei Kindern Protest aus, weil sie dann nicht mehr über etwaige Vorkommnisse im Spiel unterrichtet werden.
Nur ist ein Spiel, das mit solchen Methoden arbeitet, dann auch nicht in Ordnung. Besser also: Finger weg! Aber handelt es sich zudem um ein Spiel, das im Freundeskreis gerade angesagt ist, fällt der Verzicht noch schwerer, weil sie dann von ihren Freund*innen ausgeschlossen werden können. Dennoch: Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum wir solche Verkaufspraktiken tolerieren sollten.
Gewalt kommt in Games genauso wie in anderen Medien vor. Ohne Leiche zum Beispiel funktioniert kein „Tatort“. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied: In Videospielen haben Kinder und Jugendliche selbst den Finger am Abzug. Wenn ein Elfjähriger seine Spielgegner*innen mit gezielten Kopfschüssen hinstreckt, löst das bei uns Eltern ein ungutes Gefühl aus. Zu Recht. Brutale Spiele haben in Kinderhänden nichts verloren. Darum gibt es ja die Alterskennzeichen der USK, die einen Hinweis darauf geben, ob das Spiel ab 16 oder 18 Jahren freigegeben ist.
Nur müssen wir eins wissen: Kinder und Jugendliche sehen in Spielen das Töten nicht als Töten, sondern nur ein Spiel. Kein Kind fragt seine Eltern, ob es jetzt eine Stunde töten darf. Es möchte nur spielen. Sie suchen die Herausforderung, den Wettkampf und wollen siegen. Denn Kinder haben einen sehr realistischen Blick und würden niemals bei einem echten Krieg mitmachen. Im Spiel gebe es unendlich viele Leben, erklären viele Jugendliche, aber in der realen Welt nicht.
Lange Zeit wurden Videospiele als reine Killerspiele bezeichnet. Sicher, es gibt gewalttätige und brutale Spiele, aber die sind eben für Erwachsene. Niemand käme auf die Idee, einen James-Bond-Film einen Killerfilm zu nennen oder einen Lee-Child-Krimi als Killerbuch zu bezeichnen. Diese abschätzige Bezeichnung geht auf die Politik zurück. Ein Verbot von sogenannten Killerspielen wurde gefordert, um bestimmte Wählergruppen zu überzeugen. Diese Diskussion ist allerdings vorbei, weil der Staat erkannt hat, dass der Computerspielemarkt prosperiert und Absatz und Stellen schafft. Darum unterstützen viele Wirtschaftsförderungen heute digitale Spiele.
Wir kennen das vom Fernsehen. Besonders reizvoll waren immer die Filme, die verboten waren. Ähnlich verhält es sich bei Games. Viele Kinder fühlen sich erwachsener, wenn sie Shooter ab 18 Jahren spielen, oder halten sich selbst – nach eigenen Aussagen – für „reif genug“ oder wollen zumindest ihren Freund*innen in nichts nachstehen. Auch wollen sie sich selbst – ähnlich wie bei Filmen – beweisen, dass sie keine Angst haben und den Schrecken aushalten. Dabei loten sie die Grenzen dessen aus, wie viel Angst sie sich zumuten können. Wird aber erst mal diese Grenze überschritten, ist es zu spät. Es kommt wie bei Filmen zu Albträumen und Ängsten.
In den ersten Tagen der Arcade-Automaten kannte der Tod im Spiel nur eine Bedeutung: Game Over. Wer weiterspielen wollte, musste Münzen einwerfen und sich neue „Leben“ kaufen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Fast.
Denn heute ist nicht nur die Grafik der meisten Spiele unglaublich realistisch, sondern es gibt auch zahlreiche Spiele, in denen es zum Beispiel um Horror oder Krieg geht. Das sind dann für uns Erwachsene durchaus beunruhigende Bilder. Besonders wenn das eigene Kind den Abzug einer Waffe bedient. Doch fast alle Kinder und Jugendlichen sehen das mit völlig anderen Augen, weil sie den virtuellen Gamestod nicht mit dem realen Ableben oder realer Gewalt gleichsetzen. Sie sehen darin „nur“ das Spiel. Zugegeben, das ist für uns Eltern schwer nachvollziehbar.
Ja. Wenn Sie eine bestimmte Haltung haben und sie die – und das ist besonders wichtig – authentisch argumentieren können. Sind Sie beispielsweise ein überzeugter Pazifist und auch sonst der Meinung, dass Krieg kein Spiel ist, dann sollten Sie diese Haltung auch genau so begründen. Sicher, das finden Kinder und Jugendliche zwar nicht toll, aber sie können immerhin Ihre Motive nachvollziehen. Etwas anderes ist es, wenn Eltern gewisse Spiele verbieten, weil sie sie ohnehin verteufeln und prinzipiell ablehnen.
Videospiele sind oft mit Vorurteilen behaftet und wir alle haben sie bereits gehört.
Im folgenden Abschnitt versuchen wir die häufigsten Vorurteile zu beseitigen.
Sicher, wenn die Kinder gar nichts mehr anderes machen, ist das durchaus vorstellbar. Ähnlich wie den ganzen Tag fernzusehen. Computerspiele mit Maß und altersgerecht sind nur ein Angebot von vielen im Kinder- und Jugendalltag.
Ja, obwohl die wissenschaftlichen Meinungen dazu auseinandergehen. Festzuhalten ist, dass jedes Spiel aggressiv macht, sobald verloren wird. Das ist bei Videospielen nicht anders. Viele Kinder berichten immer wieder, dass sie vor Wut den Controller gegen die Wand schleudern. Der geht dann in der Regel kaputt. Wer schon mal bei einem Spiel kurz vor Erreichen des Ziels gescheitert ist, kann den dann hochkochenden Zorn gut nachvollziehen.
Nein. In den Medien werden Amokläufe häufig auf brutale Computerspiele zurückgeführt. Die Täter hätten damit das Massaker trainiert. Nur gehört zu einem Amoklauf deutlich mehr als ein Spiel. Anderseits lässt sich nicht leugnen, dass die Täter sich von brutalen Spielen und Filmen in der Wahl der Waffen und dem Vorgehen inspirieren lassen. Wer brutale Spiele spielt, wird zwar nicht automatisch zum Amokläufer, aber es verhält sich auch nicht so, dass Gewalt im Spiel nichts mit einer Kinderseele macht.
Angeblich werden Soldaten mit bestimmten Spielen auf das Töten trainiert. Denn oft sollen sie im Einsatz keine Hemmungen haben, auf Menschen zu schießen. In diesem Fall werden Spiele gezielt eingesetzt, um die Tötungshemmung abzubauen. Kinder und Jugendliche spielen aber zur reinen Unterhaltung und als Zeitvertreib. Da dahinter keine bestimmte Absicht steckt und das Spiel als Spiel und nicht als Überlebenstraining angesehen wird, verhält sich das hier anders.
Nein. Zwar finden es Kinder toll, wenn ihre Eltern mit ihnen eine Runde zocken. Aber das sollte freiwillig geschehen. Niemand muss jedes Spiel selbst ausprobieren, aber Sie sollten sich schon damit auskennen, um entsprechende Erziehungsmaßnahmen zu treffen. Wir sollten uns außerdem nicht für die Spiele interessieren, sondern für unsere Kinder und ihre Interessen. Nach einem Kinobesuch fragen wir schließlich auch, wie sie den Film fanden.
Oft schimpfen Eltern über Computerspiele und ärgern sich, wenn du zu viel Zeit damit verbringst. Kein Wunder, dass du immer das Gefühl hast, ständig das Zocken gegen Widerstände verteidigen zu müssen. Dennoch gibt es kritische Punkte, die du kennen musst:
Spiele machen Druck, in dem sie dir Nachrichten schicken, damit du zurück ins Spiel kommst und dort Geld ausgibst. Das ist ein mieser Trick. So geben viele Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, mehr Geld aus, als ihnen bewusst ist. Überhaupt ist auch Free-to-Play (siehe auch: Games & Geld) ein raffinierter Dreh, um mehr Geld aus Spielenden zu leiern.
Spiele sind brutal: Viele Spiele sind ab 16 oder 18 Jahren und nicht für jüngere Kinder geeignet. Trotzdem werden sie von ihnen gespielt. Viele junge Spielende denken dann, dass sie reif genug sind, um das auszuhalten. Aber wer ganz ehrlich in sich hinein horcht, weiß, dass brutale Spiele etwas mit der Seele machen.